Nachricht aus dem Dunkeln
10.11.2022
12:12 Uhr (9:57 Min.)
​Hallo liebe Schwester, ich hab mich noch nicht wieder richtig erholt. Das war für mich sehr anstrengend in der Uniklinik. Und die haben mir wirklich viel Blut abgenommen. Das merk ich, das wird noch eine Weile dauern bis ich davon wieder erholt bin. Ja, aber ich habs geschafft. Tatsächlich.. wow.. in die Uniklinik zu fahren und da fast vier Stunden mitzumachen, aber es war körperlich nicht sehr anstrengend. Also fast nur sitzen und den Lungenfunktionstest, der wohl sehr aufwendig gewesen wäre und auch sehr anstrengend, den hab ich nicht machen müssen, weil schon mal ein Lungenfunktionstest im Juni gemacht wurde und den verwenden sie dann, um mich da jetzt eben dieses Mal etwas schonen zu können. Die waren auch sehr rücksichtsvoll. Haben mir auch angeboten, dass ich mich hinlegen kann und Pause machen kann, wenn ich das brauche. Das war schon mal ganz gut.
Die Neuro-Tests.. So kognitive Belastung.. die waren sehr anstrengend. So, ich war da auch erschrocken wie wenig Leistung ich da hatte. Das Ergebnis war zwar im durchschnittlichen Bereich, aber ich kenn mich ja schon ein bisschen länger und die Ergebnisse da waren für mich ein eindeutiges Zeichen, dass meine kognitive Leistungsfähigkeit deutlich abgenommen hat. Das wusste ich vorher schon. Das hab ich ja die letzten Monate mitbekommen. In Gesprächen, in Unterhaltungen oder wenn ich irgendwas rechnen wollte oder wie oft ich Dinge vergessen habe. Oder mich versprochen hab. Oder Wortfindungsstörungen hatte. Aber da in der Uniklinik war das für mich jetzt ganz deutlich, weil das so ein bisschen auf Tempo und Zeit und Schnelligkeit und.. ja.. oder auch so ganz einfache Sachen.. Dass sie mich gebeten hat, zehn Wörter mit F zu sagen. Und nach dem vierten Wort fiel mir keins mehr ein. Oder, dass sie mich gebeten hat fünf Worte nachzusprechen. Und dann sollte ich eine Rechenaufgabe lösen. Und dann sollte ich die fünf Worte noch mal sagen und dann sind mir auch nur drei eingefallen. Ja, und dann war noch ein ganz ganz ausführlicher Riechtest, wo ich 60 Düfte rausschnuppern musste. Also, das lief so ab, dass ich eine Maske aufhatte und die mir dann immer drei Duftstifte unter die Nase gehalten hat. Ich musste.. und dann hat sie immer gesagt, „So, das ist Stift 1, Stift 2, Stift 3“ und ich musste sagen, welche Stifte gleich riechen bzw. welcher Stift anders riecht. Ja, das war so hintereinander weg.
Dann waren irgendwie anderthalb, zwei Stunden schon fast um und dann war ich auch echt schon ziemlich erledigt. Dann kam allerdings ein EKG. Da durfte ich mich hinlegen. Das war dann auch okay. Und dann gab’s noch ein ausführliches Arztgespräch, was für mich aber auch keine echten neuen Erkenntnisse gebracht hat.
Ich hatte sehr auf eine Handdruck-Messung gehofft, die in der Charité in Berlin angeboten wird, weil bei Menschen, die nach einer Covid-Infektion eine ME/CFS-Krankheit entwickeln, die sehr schlimm und schwer ist, weil nicht heilbar, die ermittelt man tatsächlich so ein bisschen mittelaltermäßig mit einer Handdruck-Messung. Andere Parameter hat man da immer noch nicht. Das sieht dann so aus, dass man die Handkraft misst.. nach einer Stunde noch mal, nach zwei Stunden noch mal und oft auch am nächsten Tag auch noch mal und es stellt sich dann heraus, dass der ME/CFS-Patient seine Handdruck-Kraft vom ersten Druck nicht wiederholen kann. Er wird also immer schwächer, auch ein Tag später. Bei gesunden Menschen oder Nicht-ME/CFS-Erkrankten ist das so, dass man seinen Druck mehrmals, also zwei, drei Mal hintereinander ähnlich stark oder sogar auch kräftiger machen kann und am nächsten Tag gleich stark ist. Sich also erholt. Und in der Uniklinik jetzt vorgestern ist die Handkraftmessung nur einmal durchgeführt worden, nur um zu messen was für eine Handkraft man überhaupt hat und es gab keine Wiederholung und das fand ich ein bisschen schade.
Und der Stuhltest auf restverbleibende Viruspartikel im Darm ist komplett ausgefallen, weil die Teströhrchen zur Zeit nicht lieferbar sind. Ja, die ganz umfangreiche Blutentnahme.. Da hatte sie einige Parameter schon vorliegen kurz vor Entlassung und da war alles, bis auf die Cholesterin-Werte, die bei mir aber schon seit vielen Jahren sehr hoch sind, war alles normal. Was auch wirklich interessant ist, sind die Vitamine und die Antikörper. Die dauern noch.. Die Ergebnisse krieg ich dann erst in zwei oder drei Wochen.
Ich für mich fand’s gut, dass ich es gemacht hab, obwohl ich merke, dass mich das viel Kraft gekostet hat und ich wahrscheinlich wirklich einige Tage mehr brauche, um wieder zu meinem alten Stand zurückzukommen. Ja, und trotzdem.. Es hat mir irgendwie auch gut getan, mal was zu machen, was zu erleben und nicht nur immer zu Hause zu sein. Ganz andere Eindrücke mal im Kopf zu haben und andere Sachen zu denken. Andere Bilder gesehen zu haben. Ganz motiviert hab ich mich dann heute bei einer Studie der Charité beworben. Das war jetzt irgendwie Zufall, weil ich das in der Long Covid Selbsthilfegruppe auf Facebook gesehen hab und gedacht hab, das mach ich jetzt. Wo ich schon mal so im Studienfeeling bin. Da hab ich mit Berlin telefoniert. Die suchen noch Probanden für eine Akupressur- und Qi Gong-Studie, die über acht Wochen läuft, wo man dann alles online macht. Auch die Arztgespräche, die dazu gehören. Einige Testbögen und man dann über acht Wochen zwei Mal die Woche 45 Minuten Qi Gong und Akupressur geschult wird. Ja, das ist schon fast ein bisschen zu viel für mich. Das hab ich auch erwähnt am Telefon, aber die haben natürlich mit vielen Menschen zu tun, die nicht so belastbar sind oder sehr Energie-eingeschränkt. Sie sagte das halt eben im Sitzen teilgenommen werden kann oder auch jederzeit abgebrochen werden kann. Ich bin gespannt. Ich hab mich beworben. Ich krieg da die Unterlagen zugesandt und wenn ich die dann zurückschicke, erfahr ich, ob ich dabei bin oder nicht. Und hab so das Gefühl, dass zwei Mal die Woche Qi Gong mir sogar ganz gut tun könnten, wenn ich es denn schaffe. Ich hatte das auch schon per WhatsApp Video für mich im Sommer angefangen. Mach auch immer noch immer mal ein paar Sequenzen, aber wie das so ist, wenn man alleine zu Hause ist den ganzen Tag, die Motivation ist nicht so riesig. Ich mach’s dann ein paar Minuten und merk dann auch gleich die massive Erschöpfung und hör dann auch schnell wieder auf. Und für mich wär das hier super gut, wenn ich nicht aus diesem Haus muss, spar ich mir die Energie für die Anreise für so einen Kurs und zwei Mal die Woche 45 Minuten..puuh, ja.. weiß ich nicht. Im Sitzen vielleicht. Ich bin gespannt. Auf jeden Fall merk ich, dass mir sowas gut tut. Irgendeinen Plan zu haben, irgendein Vorhaben, ein Mitmachen, ein irgendwie dabei sein und irgendwas tun können. Auch irgendeine Hoffnung wieder so in Richtung, dass es besser wird. Ja, jetzt ruh ich mich immer weiter ein bisschen aus und werd später oder morgen die weiteren Teile von Kapitel zwei genießen und wünsche Euch ein schönes Herbstwochenende. Bis zum nächsten Mal. Tschüss erstmal.
06.11.2022
11:58 Uhr (10:51 Min.)
Hallo liebe Schwester, ich wünsch Euch einen wunderschönen Sonntag. Ich möchte mich erst Mal bedanken für Deine letzte Sprachnachricht, die mich sehr gefreut hat. Ich hatte ein ganz gutes, warmes Gefühl über Deinen Worten, Deinen Erzählungen, was Du so machst, wie der Tag ist.. Das hat mich gefreut. War schön. Dabei hab ich ein paar Kartoffeln geschält. Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich Deine Nachricht gehört hab. Und das hat mich wirklich wirklich gefreut und mir Spaß gemacht. Waren schöne Minuten. Deiner Stimme zu lauschen. Und dass Du mir das erzählen mochtest. Danke dafür. Ja, und auch unser Telefonat fand ich angenehm, das was wir einen Tag nach dem Geburtstag meines Sohnes geführt haben. War ja nur ganz kurz. Mir fällt das gerade ein bisschen schwer zu sprechen. Es ist so typisch für Long Covid Erkrankte. Ich hab eben meine ganze Sprachnachricht.. ich weiß nicht wie lange das war.. Acht Minuten..da hab ich alles schon mal gesagt, aber ich hab nicht auf das Mikrofon gedrückt, sondern auf den Dreieckspfeil da drunter und bin jetzt schon ein bisschen erschöpft vom Reden. Ich wollte es aber trotzdem mal loswerden und rausschicken, weil ich die ganzen letzten Tage schon gedacht hab, ich müsste das mal machen. Und ich möchte das ja auch machen. Auch die Dinge, die ich schön finde und machen möchte, weil ich Spaß dran hab.. das muss ich immer einteilen. Ja, Du hattest bei der letzten Sprachnachricht gesagt, dass Du das gerne hören würdest, wie es mir wirklich geht, wie mein Tag ist.. Das möchte ich gerne machen. Ich glaub aber, dass das schwer vorstellbar ist, weil ich merke, bei den Menschen die hier so um mich rum sind, dass das für die sogar schwer ist, obwohl sie mich erleben. Dass ne Freundin dann fragt, ob wir einen Kaffee trinken gehen wollen oder spazieren gehen und ich dann sehr oft sagen muss „Nee, nee, nett gemeint, aber geht immer noch nicht.“ Und ich die Fragen und Blicke sehe oder wenn ich zu meinen Kindern sag, ich schaffe das nicht, einkaufen zu gehen oder ich schaff nicht, das Bad zu putzen.. Ja, es ist für andere schwer nachvollziehbar und selbst wenn es irgendwie akzeptierbar ist oder sein muss, weil ich es ja sage, dann, ja, merke ich den anderen an, dass die das auch sehr schwer und anstrengend finden, so hilflos zu sein, dass es da so gar keine Entwicklung und keine Besserung und keine Linderung gibt.
Ja, mein Tag beginnt immer mit dem Krankheitsgefühl von Long Covid. Es macht also nie Pause. Es gibt nie einen Tag, wo es mir so geht wie vor der Erkrankung. Der Zustand ist so zu beschreiben wie nach einer starken Erkältung. Wenn man zwar kein Fieber mehr hat, aber auch wirklich noch lange nicht gesund ist. So fühl ich mich jeden Tag. Also ein bisschen Kopfschmerzen und sehr müde noch und einfach so nicht gesund. Aber bei einer Erkältung, da weiß man ja, ah, jetzt dauert’s noch zwei, drei Tage und dann ist es wieder besser und bei mir wird’s halt nicht besser. Bis jetzt. Ja, so steh ich dann halt auf und geh duschen und frühstücken und dann brauch ich die erste Pause. Und Pause heißt nicht Lesen oder Fernsehen oder Radio hören, sondern Pause heißt mindestens hinsetzen, oft eher hinlegen und meistens auch die Augen zu oder wenn Augen auf, dann mit einem Fixpunkt.. eine Wolke am Himmel oder der Baum, der bei uns vorm Fenster steht. Und dann mindestens 20 Minuten, halbe Stunde, manchmal auch eine Dreiviertelstunde einfach nur liegen. Manchmal mach ich mir dann eine Meditation an oder so, weil das auch die Entspannung noch mal verstärkt und wenig Energie raubt. Und dann mach ich vielleicht die nächste Aktivität, oft in Form von Essen vorbereiten oder eine Kleinigkeit hier im Haushalt sauber machen.. Abwaschen, mal fegen oder so. Und dann brauch ich die nächste Pause. Und wenn ich Mittag gegessen hab, dann brauch ich ne größere Pause. Und Pause heißt wirklich immer still sitzen, auf meinen Atem achten, dass ich nicht so im oberen Brustbereich atme, weil meine Atmung seit der Akuterkrankung irgendwie nicht funktioniert. Ich kann nicht genau sagen, was da defekt ist oder was nicht mehr geht, es ist auf jeden Fall schwer. Und funktioniert nicht mehr so unbewusst und selbstverständlich wie man das gewohnt ist, sondern es ist generell anstrengend. Und wenn ich so wie jetzt auch ein bisschen länger spreche, fangen so Brustkorbschmerzen an. Ähnlich wie bei einer starken Bronchitis. Ist für mich dann immer ein Zeichen, wieder Pause zu machen. Nicht zu sprechen und gar nichts zu tun. An guten Tagen geh ich dann nachmittags noch mal ein bisschen raus.. Zehn Minuten, 20 Minuten.. in so einem ganz langsamen Schritt, wo mich auch ältere Herrschaften mit Rollator überholen. Und danach ist mein Tag dann zu Ende. Und dann lieg ich wirklich nur noch.. oft so ab 16, 17 Uhr. Manchmal hör ich dann auch irgendwie einen Podcast.. Zumindest ein paar Minuten. Oder ich schau auch mal Fernsehen, aber auch nie einen ganzen Spielfilm.. Und wenn ich das mache, weil ich den gerade so toll finde und spannend finde und denke, oh Mann, ich möchte aber auch das Ende noch sehen, dann bezahl ich das oft damit, dass es mir am nächsten Tag schlechter geht. Und die Symptome, die ich so hab, von Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung, dann eben noch stärker ausgeprägt sind für ein, zwei Tage. Und wenn ich so wenig wie möglich mache, eben auch nach dem, was ich von den Ärzten in Deutschland, die sich jetzt so intensiver mit Long Covid beschäftigt haben.. wenn ich den Glauben schenken kann, dann ist es auch wichtig auch über so einen langen Zeitraum immer und immer wieder Pacing heißt das Fachwort dann ja.. die Erholungsmomente ohne Reize von außen regelmäßig in den Tag einzubinden. Das soll dann die alte Energie irgendwann mal zurückbringen. Ich hoffe darauf. Nach wie vor. Ja, das war jetzt so ein Tag. Das ist schwer auszuhalten. Und ich muss mir Mühe geben da nicht irgendwie immer wieder in so ein Depressionsloch zu fallen. Im Blick zu behalten auf das was noch geht. Stricken zum Beispiel. Ab und zu und auch nicht lange, aber zehn bis 15 Minuten..Und mich darüber dann zu freuen und das nicht klein zu machen und zu sagen, och, das ist ja gar nichts und.. Ja, das ist aber trotzdem schwierig. Ja, nächste Woche habe ich für mich einen wichtigen Termin. Da nehme ich an einer Studie in der Uniklinik teil. Da bereite ich mich schon seit Tagen drauf vor in Form von so wenig Energie verbrauchen wie möglich. Da würde ich sehr gerne dran teilnehmen, weil da viele Untersuchungen sind, die sonst kein Arzt und kein Facharzt anbietet. Auch wenn ich weiß, dass ich dadurch keine Behandlung bekomme, aber ich würd gerne mal wissen, ob irgendwas wirklich kaputt ist, messbar kaputt, nachweislich und vielleicht für die Zukunft dann doch irgendwelche Medikamente, wo ich dann schon weiß, ja, das könnte bei mir wirken oder nicht.
So, die Kraft geht zu Ende. Ich muss mit dem Gespräch zum Schluss kommen. Ich hoffe, Ihr habt ne schöne Herbstzeit mit bunten Blättern und Kastanien und Herbstwind und könnt es genießen. Seid gesund und fröhlich. Und ich würd mich freuen, von Euch wieder zu hören. Liebe Grüße von mir.
Hab ich das jetzt eigentlich schon gesagt mit dem.. ne, hab ich noch nicht, ne.. Ich hab den ganzen Text eben schon mal gesprochen, deswegen ist das für mich jetzt ganz schwer zu überlegen was ich jetzt wirklich seit ich den Daumen auf dem Mikro hab, wirklich schon gesagt hab und was ich in dem Text davor schon gesagt hab. Zu dem Angebot mit dem Abo, ja auch auf die Gefahr dass ich mich wiederhole.. ich hab darüber nachgedacht, aber bin noch gar nicht dazu gekommen es auszuprobieren. Die Kraft war nicht da. Ich glaube, wird’s auch erstmal nicht. Ich möchte mich da für das Angebot bei Dir bedanken. Ich hab mich drüber gefreut. Vielleicht komm ich auch noch drauf zurück, wenn etwas mehr Kraft da ist. Zur Zeit ist das so, dass ich vielleicht mal für nen kurzen Augenblick genießen würde, da was anzuhören. Eine Geschichte, ein Buch. Aber so viel Kraft, um da regelmäßig reinzuhören und dann auch eben dabei zu bleiben, hab ich nicht. Und ich glaub, ich würde das sehr sehr selten nutzen. Vielleicht probier ich’s noch mal. Zur Zeit grad nicht. Aber danke dafür. Okay, also noch mal tschüss und bis bald.
28.09.2022
16:49 Uhr (6:48 Min.)
Hallo liebe Schwester, das ist schön von Dir zu hören. Ja, das waren die Blumen (das Bild im Status), die hier ganz in der Nähe, in einer kleinen Abzweigung unserer Straße hier.. da gehts so ganz kleines bisschen ins Grüne rein und da sind so riesige Krokusse gewachsen, obwohl das ja eigentlich gar nicht die Jahreszeit ist. Deswegen hab ich die fotografiert und ja, das ist schon seit einem halben Jahr so meine Strecke. Das sind so, naja, 150 Meter, 200 Meter. Die geh ich so jeden zweiten Tag. Wenns einigermaßen geht, einmal hin und einmal zurück. Und wenn ich dann ein schönes Blümchen sehe, dann fotografier ich das.
Ja, mit Krankenhaus und Psychiatrie, das, ja, war eine Idee, weil wir hier alle nicht so richtig weiter wussten, aber eben so eine richtige gute Idee eben auch nicht. Obwohl mir das vorher schon klar war. Ja, war total überfüllte Station und psychologische Gespräche hätte man mir in frühestens zwei, drei Wochen anbieten können. Und bis dahin hätte ich halt auf dem Bett gesessen. Und, so, dass ich da nicht kochen und einkaufen muss und so, das war zwar ganz hilfreich, aber dafür war halt die Unruhe der Krankenhaus-Station und nachts auch relativ belebte Straße an der ich da mein Fenster hatte. Und da hab ich dann letztendlich für mich entschieden, ne, dann hab ich’s zu Hause besser. Da kann ich schlafen und ausruhen und hab doch recht viel Stille und Erholung. Und bin dann tatsächlich wieder nach Hause. Der Hauptgrund waren ja auch die massiven Schlafstörungen. Da hab ich jetzt ein Medikament. Damit kann ich einigermaßen schlafen. Und es war auch tatsächlich zu Hause so einiges mit meinem Sohn und der Ausbildung, die er jetzt angefangen hat, und dann musste ich natürlich trotzdem auch wieder präsent sein und mich darum kümmern. Ach, irgendwie vielleicht ja auch gut. Denn es hat geklappt. Auch mit ganz wenig Kraft hab ich das organisiert bekommen und jetzt freu ich mich, dass Du Dich meldest und weißt Du, das hilft. Das hilft mir tatsächlich. Einfach Deine Stimme, von Euch was zu hören. Ich würd mich auch freuen, wenn Du einfach ein bisschen erzählst, wie es Euch geht, was die Kinder machen. Ich bin nur noch ganz wenig im Leben. Ich hab nur ganz wenige Freundinnen und auch die, ja.. für alle Beteiligten ist das hier schwer. Die sitzen dann neben mir und sagen, was soll ich machen. Und „oh Gott, nein, das kann doch so nicht weitergehen“ und ja, fühlen sich alle hilflos und ansonsten erleb ich nichts mehr. Ich bin nicht mehr in der Stadt, ich bin nicht mehr beim Einkaufen, ich treffe auch niemanden, ich gehe zu keinen Veranstaltungen. Kann ich ja alles nicht mehr. Deswegen bin ich hier ganz schön isoliert und freu mich über jeden, der mir was aus seinem Leben erzählen mag und das müssen nicht immer nur ganz heitere, schöne Sachen sein. Ich bin da… ich bin auch froh, wenn einfach so, so was ganz echtes, warmes, vielleicht auch manchmal was schwierigeres an mich heran getragen wird und ich das Gefühl habe, ich bin noch irgendwo dabei. Ja, das wär schön, wenn Du das magst und wenn Du die Zeit und Ruhe hast. Ich weiß ja, mit zwei Kindern ist das oft auch alles eine Frage des Managements und manchmal ist der Tag zu kurz für all das, was man gerne machen wollen würde. Ich hoffe, es geht Euch gut. Ja, ich fürchte mich jetzt natürlich auch vor dem Herbst und Winter. Erkältungszeit. Die Kinder sind gerade auch erkältet. Dann geh ich halt nur noch mit FFP2 Maske aus meinem Zimmer. Auch ein bisschen zusätzlich anstrengend. Und ich weiß einfach auch nicht, ob ich mich noch mal impfen lassen soll. Da gibt es so ganz geteilte Meinungen und das ist so eine ganz individuelle Sache und ich hab da noch keine Lösung für mich gefunden. Die Rentenversicherung hat mir jetzt die Reha-Maßnahme bewilligt. Da warte ich nur darauf, dass die Klinik sich meldet. Eventuell klappt das sogar dieses Jahr noch und dann kann ich auf jeden Fall drei Wochen auf Reha, aber auch da ist so die Frage, wird’s mir wirklich gut tun oder ist das doch auch eher zu anstrengend, wenn die Wege weit sind, von meinem Zimmer zum Essen z.B. oder zu den Therapieeinheiten. Ja, da kann ich eben auch nur ganz bedingt teilnehmen. Und ich werd da ausprobieren und sehen, ob mir das hilft, ob das ein kleines bisschen.. die Belastung steigerungsfähig ist oder nicht. Ja, das gilt es aber auszuprobieren. Und ich hab extra drauf gedrängt, dass das nicht ganz so weit weg ist, damit ich ggf. erreichbar bin und auch am Wochenende mal zwischen fahren kann oder so. Ja, das ist erstmal so das neueste. Geht also voran. Immer mit ganz ganz kleinen Schritten. Aber ich hab mir fest vorgenommen, ich bestehe darauf, ich werde gesund und daran lasse ich jetzt erst mal keinen Zweifel. Und alles andere wird sich zeigen. Wie lange das jetzt auch immer dauern mag. Soweit erstmal von hier. Und ich würd mich wirklich freuen, wenn Du Dich, wenn Ihr Euch melden mögt und einfach mich an Eurem leben teilhaben lasst. Bis dahin, tschüss.
08.09.2022
18:21 Uhr (5:40 Min.)
Liebe Schwester, ich danke dir für deine Nachricht. Ja bei uns sind ganz ganz schwere Zeiten. Ein halbes Jahr lang bin ich jetzt schon krank. Nach der Corona-Infektion einfach nicht wieder gesund geworden.Und dann so die ganz klassischen Krankheitsmerkmale, die so viele Menschen jetzt haben, die an Long Covid erkrankt sind. Das Gehirn funktioniert nicht mehr richtig. Ich konnte und kann mich nicht mehr richtig konzentrieren. Wenn ich mich unterhalte, weiß ich oft nicht, was ich gerade gesagt hab und der Körper insgesamt ist total schwach. Man hat nur noch ganz ganz wenig Energie und auch durch schlafen und ausruhen erholt man sich einfach nicht. So vor sechs Wochen war noch mal so eine Phase, wo ich dachte, es wird besser. Da hatte ich ein bisschen mehr Kraft. Aber als es dann so sehr warm wurde hier im Sommer... Bei Euch war es ja auch immer sehr warm im Sommer... Das hat noch mal viel Kraft gekostet. Und dann fingen die Schlafstörungen an. Dass ich nur noch wenig oder gar nicht schlafen konnte. Und dann ist die Energie immer weniger geworden. Jetzt bin ich im Prinzip bettlägerig krank. Ich kann nicht mehr für die Kinder sorgen. Kein Einkauf, kein Essen kochen, kein Hausputz, nichts. Und das macht mir ganz ganz großen Kummer und Sorgen und Angst und das kostet dann natürlich auch wieder Energie. Und so ist das ein Kreislauf. Es gibt keine Long Covid Behandlung, kein Medikament, keine Klinik. Einen Reha-Antrag hab ich gestellt bei der Rentenversicherung. Da hab ich auch noch keine Rückmeldung, ob und wann das stattfinden kann. Und in meiner jetzigen Verfassung kann ich da wahrscheinlich gar nicht teilnehmen. Ich mach mir ganz ganz große Sorgen um meine Kinder. Meine Tochter ist zwar schon so groß und trotzdem. Ich weiß, dass ihr das große Not bereitet, dass es mir so schlecht geht und dass sie mir nicht helfen kann und dass sie für ihren Bruder da sein muss. Sie hat das Studium abgebrochen und jetzt ab 1.8. Ausbildung angefangen. Mein Sohn hat auch seit 1.8. eine Ausbildung zum Elektriker. Damit haben die beiden eigentlich genug zu tun. So diese ganz neuen Dinge im Leben zu erfahren und zu bestehen. Jetzt müssen sie halt auch noch gemeinsam den Haushalt und alles machen. Einkaufen. Ja, und ihr Vater ist halt nicht da. Und so sind halt eben nur so ein, zwei Freundinnen von mir, die immer mal anbieten irgendwas besorgen zu können, aber so wirklich einen richtigen emotionalen Halt haben meine Kinder hier nicht. Und das ist halt so schwierig, das macht es so schwierig. Ja. Ja, jetzt hab ich Dir das mal so erzählt. Morgen solls dann erst mal in die Psychiatrie gehen. Das ist so eine Notlösung, weil eine andere normale Krankenhausstation nimmt mich nicht, weil man Long Covid nicht behandeln kann. Und die Psychiatrie halt aufgrund der Schlaflosigkeit und damit zusammenhängenden Ängste. Ich fürchte nur, dass das auch nicht der richtige Ort ist, weil ich körperlich so krank bin. Das können die da sicherlich gar nicht so auffangen und leisten.
Wir werden sehen und ansonsten sieht es wirklich so aus wenn die Psychiatrie mir nicht hilft und nicht besser wird, dass ich dann in irgendeiner Form Pflege organisieren muss. Aber das kann ich selbst gar nicht mehr. Ich kann gar nicht mehr den Telefonhörer in die Hand nehmen und herausfinden, welche Institutionen dafür zuständig sind. Und was es da für Hilfsangebote gibt. Das müsste eigentlich jemand anderes für mich machen. Seit anderthalb Jahren hab ich einen neuen Lebensgefährten. Eigentlich ein sehr lieber Mann und ich hatte gehofft, dass das mit ihm ja für längerfristig ist, weil wir uns wirklich lieb haben. Er ist dann auch im hier in unser Haus eingezogen. Er wohnt im Erdgeschoss und wir im Dritten. Aber mit dieser Situation ist er jetzt auch total überfordert. Ich bin ja gar keine Partnerin mehr in dem Sinne, sondern eine zu pflegende Frau. Und er sagt, das kann er nicht. Er kann zwar immer mal da sein, aber mehr dann halt nicht. Ja, wir sind alle an unseren Grenzen. Ich hoffe und bete und wünsche, dass irgendwie irgendwo irgendwas passiert. Dass wir das schaffen, dass wir es einfach schaffen durch diese schwere Zeit. Fühlt Euch ganz ganz lieb gegrüßt und umarmt von mir. Bis bald irgendwann.